«Das Faszinierendste an meinem Departement sind die Themen. Das Wichtigste sind die Menschen.»
Seit 2018 bin ich Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements der Stadt Zürich (TED). Dazu gehören die vier Dienstabteilungen ERZ Entsorgung + Recycling Zürich, Geomatik + Vermessung, Grün Stadt Zürich und Tiefbauamt.
Im TED mit den rund 1700 Mitarbeitenden konnte ich in fast 4 Jahren für die Zürcher Bevölkerung viel Positives bewirken und erreichen:
Damit die Wohnung warm wird, nicht das Klima.
Bis 2040 sollen in der Stadt Zürich rund 60% des Siedlungsgebiets mit CO2-freier Wärme erschlossen sein. Heute liegt dieser Anteil bei 30%. In meiner Amtszeit haben wir zusammen mit anderen Departementen entscheidende Weichen zur Erreichung dieses Ziels gestellt. 2018 stimmten die Stadtzürcher:innen dem Fernwärmeausbau und dem Bau einer Verbindungsleitung zu, ebenso 2021 einem Kredit von CHF 330 Mio. Nun können neue Gebiete von Zürich mit Abwärme aus dem Kehrichtheizkraftwerk erschlossen werden. Dazu werden viele neue Projekte vorbereitet oder geprüft: Erweiterung der ERZ-Fernwärme, neue Seewasserverbunde und Erweiterungen der bestehenden Energieverbunde. Weitere Projekte sind eine fossilfreie Wärmeversorgung in der Altstadt, eine Versorgung mit Fernwärme in Hottingen und ein Energieverbund in der Binz.
Für mehr Ruhe und Sicherheit auf den Strassen.
Strassenlärm macht krank. Deshalb muss die Bevölkerung vor übermässigem Lärm geschützt werden. In Zürich sind rund 140’000 Einwohner:innen davon betroffen. Dank der Einführung von Tempo 30 gelang es bisher, 35’000 von ihnen wirksam vom Lärm zu entlasten. 2021 entschied der Stadtrat, auf dem gesamten Stadtgebiet weitgehend Tempo 30 einzuführen. So profitieren weitere 48’000 Personen am Tag und 95’000 in der Nacht von einer deutlichen Lärmreduktion. Mit der Temporeduktion erhöhen sich auch Sicherheit und Aufenthaltsqualität im Strassenraum. Denn dank Tempo 30 müssen Strassen und Spuren weniger breit sein, dadurch wird der Bevölkerung mehr Platz und Grün zur Verfügung gestellt.
Mehr Platz zum Leben, weniger fürs Auto.
Der öffentliche Raum ist ein rares Gut. Er gehört zwar in Prinzip allen, nur ist er durch jahrzehntelange autofokussierte Planung viel zu oft für Strassen und Parkplätze verwendet worden. In meiner Amtszeit habe ich mich dafür eingesetzt, dass dort, wo genügend Parkplätze in Tiefgaragen zur Verfügung stehen, oberirdische Parkplätze aufgehoben werden und der gewonnene Platz besser verwendet wird. So können wir viele fürs Klima und die Hitzeminderung wichtige Bäume pflanzen, breitere Trottoirs und Velowege bauen und Platz für Boulevard-Cafés gewinnen. Dank der weitgehenden Einführung von Tempo 30 und der Annahme der beiden kommunalen Richtpläne im November 2021 werden künftig noch weitere Flächen dazukommen und zum Wohl der wachsenden Bevölkerung umgenutzt.
Mehr Grünflächen für mehr Menschen in der Stadt.
Der kommunale Siedlungsrichtplan war mir stets ein grosses Anliegen. Das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement (TED) war mit vielen zentralen Themen an der Erarbeitung beteiligt. Die Kernfrage dabei war: Wie können wir die Stadt so weiterentwickeln, damit sie der halben Million Menschen, die voraussichtlich bis 2040 in Zürich leben werden, eine lebenswerte Heimat bieten kann? Ein zentraler Punkt sind die Grünflächen für Erholung, Aufenthalt, Sport, Hitzeminderung und Biodiversität. Als Kontrapunkt zur Verdichtung, die für die Gewinnung von neuem Wohnraum nötig ist, konnten wir zusätzliche Freiflächen von 40 ha sichern. Zudem wird die Stadt künftig mit privaten Eigentümerschaften prüfen, ob und wie sich Innenhöfe und Dachlandschaften in die öffentlichen Freiräume einbinden lassen können.
Sicher und einfach Velo fahren auf klaren Routen.
«Der Primat des Automobils in der Stadt ist vorbei.» Diesen Titel wählte ich einmal für meine Stadtratskolumne im Tagblatt der Stadt Zürich. Die Zukunft der städtischen Mobilität wird nicht primär dem Auto gehören, sondern den Füssen, dem Velo und dem ÖV. Im Frühling 2021 stellten wir ein detailliertes Netz von Velovorzugsrouten vor, das sich über die ganze Stadt spannt. Das Netz wird durchgehend, sicher und sichtbar sein und über 100 km umfassen. Mindestens 50 km davon werden im Sinne der Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich» umgesetzt. Der Schlüssel zu den Velovorzugsrouten liegt in den Quartieren. Denn die Quartierstrassen bieten dafür die besten Voraussetzungen und erlauben allen Velofahrenden ein sicheres und einfaches Vorwärtskommen.
«Wiederverwenden statt entsorgen» ist die Zukunft.
Die Schweiz gehört weltweit zu den Ländern, die am meisten Abfall produzieren. In meiner Amtszeit wurden bei Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) strategische Schritte hin zur Kreislaufwirtschaft eingeleitet. Abfälle sollen damit nicht länger verbrannt werden, sondern gar nicht entstehen. Dazu wurde bei ERZ das Kompetenzzentrum Kreislaufwirtschaft gegründet. Bereits seit 2015 verbrennt die Klärschlamm-Verwertungsanlage Werdhölzli den Klärschlamm des Kantons Zürich und gewinnt daraus Wärme und Klärschlamm-Asche. Aus der gesammelten Asche wird später wertvolles Phosphor gewonnen – ein Rohstoff, den die Schweiz bisher teuer importieren musste. Auch Plastik wollen wir künftig sammeln und wiederverwenden – Tests und Studien dazu laufen. Und sogar das klimaschädliche CO2 soll künftig aus der Luft gefiltert und in Gestein gelagert werden.
Ökologische Neuausrichtung nach ERZ-Affäre.
Nach der ERZ-Affäre mit teuren Autos, Schwarzer Kasse und überhöhten Gebühren fiel mir die Aufgabe zu, mit einer neuen, engagierten ERZ-Führungscrew aufzuräumen und wieder einen gesetzeskonformen Zustand herzustellen. Um die viel zu hohen Finanzreserven bei ERZ abzubauen, profitieren die Gebührenzahler:innen in den kommenden Jahren von Reduktionen von jährlich 13 Millionen Franken. Sobald die Reserven die angestrebte Höhe erreicht haben, soll eine langfristig ausgeglichene Finanzierung sichergestellt werden. Parallel dazu werden die Abwassergebühren stärker nach ökologischen Kriterien ausgerichtet. So zahlt zum Beispiel künftig mehr, wer stark verschmutztes Abwasser in die Kanalisation leitet. Wer mit Regenwasser spült oder Versickerungsflächen schafft, wird hingegen mit Gebührenerlassen belohnt.
Mehr Bäume, mehr Kühlung, mehr Lebensqualität.
In den Städten ist die Klimaerwärmung deutlich zu spüren, denn die vielen Gebäude und versiegelten Flächen heizen sich im Sommer rasch auf und kühlen nur langsam wieder ab. Entsiegelte Flächen, Gewässer, Brunnen und vor allem Bäume helfen, die Temperatur in der Stadt wirksam zu senken. Das TED ist ein eigentliches Hitzeminderungs-Departement, denn wir haben die Mittel, aktiv etwas zur Kühlung beizutragen. Zentral ist die Fachplanung Stadtbäume von Grün Stadt Zürich. Heute bedecken Baumkronen nur noch 17% der Siedlungsfläche. Langfristig angestrebt werden aber 25%, um der Stadt Kühlung zu verschaffen. Ergänzend wollen wir möglichst viele Fassaden und Dächer begrünen, denn auch das verschafft Kühlung. Ein erstes Projekt ist die Südfassade des Triemli-Turms, der zu zwei Dritteln begrünt wird.